Die Glasfenster
Die Predigt der Bilder
Im Jahr 2003 schrieb Pfarrer Etzold über die Geschichte der Glasfenster in der Jakobikirche:
Wer die Jakobi-Kirche betritt, dem leuchtet als erstes das bunte Glasfenster über der Orgel entgegen, in dem das von Sonnenlicht umflutete Angesicht Christi zu erkennen ist. Dieses Fenster symbolisiert die Gegenwart des Auferstandenen, der von sagt: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende" (Mt. 28,20). Dem "Auferstandenen" gegenüber (über dem Haupteingang der Kirche im Gewölbe) ist das zweite gestaltete Glasfenster zu erkennen. Es enthält eine Szene aus dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk. 10,29-36). Der Samaritaner, gekleidet mit einem dunkelblauen Gewand beugt sich über den Mann, der unter die Räuber gefallen war und hilft ihm auf. Das Gleichnis ist ein Sinnbild für den menschlichen Umgang in der Nachfolge Jesu und verweist uns darauf, dass es bei der Nachfolge um praktisches Handeln geht: sich gegenseitig helfen und unterstützen, sich berühren lassen von der Not der Anderen, seinen Schutzraum zu wahren und seine Person zu respektieren.
Rechts und links waren vor dem Kriege auch farbige Ausmalungen in den Fenstern vorhanden gewesen, die jedoch im Kriege zerstört wurden, als das Pfarrhaus neben der Kirche von einer Bombe getroffen wurde. Im Ovalfenster der Nordseite war der Pelikan zu sehen, wie er sich die Brust aufreißt und seine Jungen füttert mit seinem eigenen Fleisch. Ein Abbild der Selbstaufopferung, ein Sinnbild für Christus, der freiwillig in den Tod geht und damit den Weg in seine Nachfolge für uns ermöglicht. Gegenüber auf der Sonnenseite erstrahlte das Lamm, das erwürgt ist und doch die Siegesfahne trägt: Ebenfalls ein Symbol für den Weg Jesu, das ausdrückt, wie in seinem Leiden und Sterben einer neuen Welt, einem Leben zum Siege verholfen wird, das nicht mehr Konkurrenz und das Recht des Stärkeren zur Leitlinie hat.
In der Taufkapelle ist links vom Altar die Szene im Fenster zu erkennen, wie Jesus durch Johannes den Täufer im Jordan getauft wird.
Die Symbole in den Glasfenstern sind mit theologischer Überlegung gewählt worden. Wer die Kirche betritt, dem leuchtet der auferstandene Christus entgegen. Wer sich in der Kirche umschaute, wurde (bis zum Kriege) auf das Geheimnis des Leidens gestoßen, in dem sich der verborgene Gott offenbarte.
Wer die Kirche verlässt, schaut auf den barmherzigen Samariter, und er erhält durch ihn ein Vorbild, das er in den Alltag "draußen" mitnehmen kann. Die Botschaft der Glasfenster führt direkt ins Zentrum des christlichen Glaubens und predigt so für sich selbst.
Schauen Sie sich bei ihrem nächsten Kirchenbesuch die Fenster an (und malen sie sich in Gedanken die beiden fehlenden Fenster aus), so werden Ihnen die wichtigsten Grundpfeiler unseres Glaubens bewusst werden: Tod und Auferstehung Jesu und das Modell eines Lebensentwurfes, das nicht mehr bestimmt ist vom Recht des Stärkeren, aber vom Respekt vor der Person und dem Schutz des Lebens in seinen Entfaltungsmöglichkeiten.