Vorplatz
Ein neuer Vorplatz für St. Jakobi
Viele Jahre war der Platz vor der Kirche mit Bäumen zugewachsen, das Portal verschwand im Dickicht der Äste, der Aspalt war wellig und stellte eine Stolperfalle dar. Zudem war der Platz ständig zugeparkt von den Besucher der gegenüber liegenden Postfiliale.
Nach grundlegender Überlegung wurde der Vorplatz dann im Jahr 2006 saniert und neu gestaltet. Pfarrer C. Hellmers erklärt dazu im Gemeindebrief:
Nachdem der Platz vor der Kirche lange Zeit wegen starker Stolpergefahr gesperrt war, hat sich in diesen Wochen viel auf dem Platz bewegt: Bäume wurden gefällt, der alte Asphalt wurde entfernt, neue Wege wurden angelegt, eine niedrige Mauer wurde gebaut und die Fläche wasserdurchlässig neu angelegt …
Was derzeit noch fehlt sind die Bänke, die Fahrradständer und der Abfalleimer (in den dann hoffentlich auch der Müll geworfen wird), sowie ein Baum. Das alles wird in den nächsten Wochen folgen, und der Baum wird im Herbst gepflanzt.
Entstanden ist dann – wie vom Kirchenvorstand geplant – ein klar zur Straße abgegrenzter, attraktiver Platz, auf dem Verweilen und Begegnung möglich sind, und wo Aktivitäten der Gemeinde – wie Feste, Basare etc. – stattfinden können. Nehmen Sie doch einfach auf den Bänken – oder auf der Mauer Platz … ein wenig Zeit zur Besinnung, zum Gespräch, oder auch einfach zum Ausruhen …
Ein weiterer Gedanke bei der Planung war, wieder den Blick auf die Fassade der Kirche frei zu geben und den eigentlichen Eingang durch das Hauptportal hervorzuheben. Schon die Unterbrechung auf dem Gehweg macht deutlich: Hier ist etwas Besonders! Der Blick wandert zur Kirche! „Meinen Frieden gebe ich Euch!“ steht dort über dem Portal. Lassen Sie sich doch von diesem Frieden ansprechen, berühren …
Kirche findet nicht nur innen statt, sondern dringt auch nach außen. Nicht nur im Gottesdienst berührt uns der Friede Christi, sondern auch draußen mitten im Alltag unserer Welt … vielleicht, wenn wir auf dem Vorplatz verweilen … vielleicht auch, wenn wir diese Zusage im Vorbeigehen mit nach Hause nehmen …
Geplant und ausgeführt wurde die Neugestaltung des Vorplatzes von dem Architekten Thomas Schmidt, der die leitenden Gedanken, die bei der Neugestaltung vorgegeben waren und umgesetzt wurden, im Gemeindebrief beschreibt:
Der Volksmund sagt „viele Wege führen nach Rom“. Aus der theologischen Sichtweise ist die Übersetzung „viele Wege führen zu Gott“ sicherlich genauso berechtigt. Eine Reise kann direkt und gradlinig, über den einen oder anderen Umweg verlaufen, um am Ziel zu enden. Diese Wege sind analog denen, die in das antike Rom führten, nicht immer gepflastert und dennoch begehbar. So ist der Pfad, der über das Gebirge direkt zum Ziel gelangen lässt, kürzer und steiler als der längere und weniger beschwerliche Weg, der um die Berge herumführt. Wichtig ist, dass man eines Tages ankommt!
Was hat das nun mit einem Kirchenvorplatz zu tun? ... Ein solcher Platz ist zum Einen das unüberdachte Entree zur Kirche, und zum Anderen gleichzeitig auch ein öffentlicher Raum. Dieser Straßenraum entsteht in unserem Fall maßgeblich durch ein Gebäudeensemble, bestehend aus dem Pfarr- und Gemeindehaus sowie dem dominierenden Kirchenbau. Die Hauptfassade der Kirche gibt eine klare Linienführung bereits vor, auf die die Eingangssituationen der Nebengebäude entsprechend reagieren mussten.
Der Kirchenvorstand und das Kirchenbauamt Braunschweig haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Der asphaltierte Platz sollte durch eine Umgestaltung als Kirchenvorplatz ablesbar werden, der den Menschen neben Sitzmöglichkeiten auch die Gelegenheit bietet, hier zu verweilen. Die Fassade von St. Jakobi sollte freigestellt, und die Wege gleichzeitig klar und richtungführend angelegt werden. Das Entsiegeln der Fläche und die Neupflanzung eines Baumes sorgt dafür, dass der Platz ein traditionelles Bild erhält.
Mit Mut widerstanden die Verantwortlichen einen historisierenden Ort mit entsprechend hohem Kostenaufwand zu erstellen, der nur in einer optischen „Konkurrenz“ zum Kirchengebäude gestanden hätte.
Man reagierte bescheiden und preisbewusst, indem neue, moderne Baustoffe aus Beton eingesetzt wurden. Die neuen Verbindungswege bestehen aus Haupt- und Nebenwege. Die Wege wurden nach den klassischen Prinzipien von „Ordnungen“ an Gebäudeachsen ausgerichtet bzw. aber auf diese bezogen. Der Hauptweg durfte als ein optisches Signal in den öffentlichen Gehweg gelegt werden. Das gelblich, orange Pflaster wirkt wie ein Teppich und lenkt nicht nur den Blick auf den Haupteingang, sondern lädt zum Eintreten in die Kirche ein. Die grauen Pflasterplatten erscheinen nicht nur durch das Farbspiel zurückhaltender, sondern durch die gesandstrahlte Oberfläche rauer und lassen den Belag zum Haupteingang edler wirken.
Auf grauen Beton setzten wir bei dem Errichten der ca. 60 cm hohen Mauer. Diese bildet nicht nur eine optische Grenze sondern ist auch als Sitzgelegenheit nutzbar. Kinder laufen auf dieser Mauer entlang und nehmen eine für sie neue Perspektive ihrer Umgebung wahr.
Die gelbliche Oberfläche zwischen den Wegen bezeichnet man als Wasser gebundene Decke. Dieses Material, das bereits zu Zeiten der Renaissance in die Gärten der europäischen Königshäuser eingebaut wurde, zeichnet sich besonders durch die Fähigkeit zur Aufnahme von Niederschlagswasser und den Komfort hierauf spazieren zu gehen aus. Dieser Platz lädt geradezu im Sommer zum Boule-Spielen, im Winter zum Aufbau eines Weihnachtsmarktes ein.
Unter der Prämisse „Zurückhaltung“ wurden die drei Lampen für den Kirchenvorplatz entworfen. Tagsüber stehen diese unauffällig auf dem Platz, während sie in der Nacht den Vorplatz in ihr eigenes, warmes Licht tauchen.
Erfreulicherweise wurden die neuen Bänke und Fahrradständer ebenfalls sofort von den Besuchern angenommen.
In das Rondell hinter den Bänken wird, nachdem die Bäume ihr Laub verloren haben, ein Kugel- Trompetenbaum gepflanzt. Den guten Voraussetzungen für das Anwachsen des Baumes wurde richtigerweise eine höhere Priorität eingeräumt, als den Terminplänen des Architekten. Neben einigen Rest- und Nacharbeiten ist der Platz soweit fertig gestellt.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die zum guten Gelingen dieses Kirchenvorplatzes beigetragen haben, jedoch besonders bei denen die durch ihren pfleglichen Umgang und Wertschätzung diesen Ort für ihre Mitmenschen erhalten werden.
Mit einem Familiengottesdienst und einem gut besuchten Fest vor der Jakobikirche wurde der Kirchenvorplatz am 8. Oktober 2006 offiziell eröffnet. Im folgenden Jahr 2007 wurde auch das Gemeindefest auf dem Vorplatz gefeiert.